Dr. Woogle and the Radio

Sie sind hier

"Mach woggle!"
Angefangen hatte alles in Fürstenwalde. Laut einer Zeitung sollte dort ein SKA Konzert stattfinden. Also fuhren wir in einen ominösen Club, an dessen Namen ich mich nur noch dunkel erinnern kann: „Club Im Park“.

Auf dem Plakat stand eine für mich bis dahin unbekannte Band. Aber schon nach den ersten zu vernehmenden Tönen, war nicht nur ich begeistert. Innerhalb kürzester Zeit schafften es Dr.Woggle And The Radio das Publikum zum Tanzen zu bewegen. Nach zwei weiteren Konzerten der Band wurde mir klar: Die Woggles haben es einfach drauf! Ihre Musik, die den Weg in den Gehörgang über die Milz bis hin zu den Zehnspitzen in Rekordzeit zurücklegt, überzeugt ab der ersten Minute!

Nachdem ich lange nach einer Dr.Woggle And The Radio - Platte gesucht hatte, fand ich das Debutalbum endlich auf einem Flohmarkt. „Geile Wurst!“ Total rund vor Freude ging ich nach Hause. Dort konnte ich endlich die „Skannibal Party“ aus meiner Anlage nehmen, auf der das einzige mir bis dahin bekannte Lied der Band, „Ten-Nine-Eight-Seven-Six“ schon seit Erwerb des Samplers auf Repeatschleife lief. „Suitable“, so der Titel des ersten Albums ist eine stark vom Reggae beeinflusste Skaplatte. Bei den ersten Hörproben überraschte mich das Tempo, hatte ich sie doch etwas schneller in Erinnerung. Doch meine Zweifel sollten mich bald verlassen. Mehrere Lieder konnte ich kurze Zeit später zu meinen Favoriten zählen.

Wer die Platte kennt, ist höchstwahrscheinlich genau wie ich über den Song „Never Ride A Camel“ gestolpert. Auch wenn die Jungs aus Weinheim darin penetrant das kleine Wörtchen OI! benutzen, versteckt sich dahinter keineswegs eines der Sauf und Fick Gröl- Lieder an die man vielleicht automatisch gedacht hätte. Der Song stellt nach Aussagen der Band eigentlich nur eine Verarbeitung eines traumatischen Urlaubserlebnisses in Israel dar. Auf dieser Reise wurden sie nämlich ausdauernd genötigt, eines dieser „netten“ Tierchen zu reiten. Warum sie sich jedoch konsequent weigerten, lässt sich mit Leichtigkeit dem Text entnehmen. „You know camels got bad teeth, and camels are uuugly. You know camels stink, … camels never drink and camels are lazy, … camels are crazy-never ride a camel again!” Jedenfalls wird dieser Song angeblich nicht mehr gespielt, da die Rechte an eine führende Tabakfirma verkauft worden wären, was die Band ein gutes Stück weiter auf dem Weg zu Deutschlands ersten Skamillionären gebracht haben soll.
Nun stehen Dr.Woggle And The Radio, wieder ganz bescheiden, im Studio. Wegen anderen Verpflichtungen wie sinnlosem Arbeiten oder an der Uni rumhängen, hatte die neue Produktion immerhin zwei Jahre auf sich warten lassen. Doch kann sich eine Band, die gerade mal ihr fünfjähriges Bestehen feiert, angesichts fast zweier kompletter Alben durchaus stolz auf die Schulter klopfen. Zusammen fanden sich die Musiker 1998 im Umkreis von Weinheim.

Während der Eine sich noch in der Deathmetalband „Millenium Death“ versucht haben will, probten spätere Woggles bereits gemeinsam zusammen. Der Gitarrist und Backgroundsänger dieser fiktiven Deathmetalband wechselte also das Instrument und gab sich mit einem Mikrofon zufrieden. Diesen Posten füllt er seitdem mit Bravur und einzigartiger Bühnenpräsenz aus. Nach einigen ersten Konzerten gesellten sich noch andere Musiker zur Band. Ab 1999 wurden die Woggles bereits für größere Touren geordert und im Frühling 2000 nahm die Band ihre erste CD auf. Davor waren sie, wie erwähnt mit einem Song auf dem ersten Skannibal Party Sampler vertreten.
War das der entscheidende Schritt, der die Band berühmt machte, fragen wir in einem Interview:

„Also über dieses eine Lied ... sind wir gar nicht bekannt geworden. Also das wissen wir gar nicht, ob wir überhaupt über diesen Sampler bekannt geworden sind, wir wissen überhaut sowieso nicht, über was überhaupt wir... oder ob wir überhaupt bekannt SIND.“ Also überhaupt gar nicht! „Wir wissen nur dass wir geil sind. Es würde sich auf jeden Fall lohnen, dass wir bekannt werden“ fügt der Sänger mit einem schelmischen Lachen hinzu.

Zu der Band selbst gäbe es wahrscheinlich noch eine Menge zu erzählen, doch an diesem Abend war im Interview nicht viel mehr verlässliches rauszuholen. Viel zu lachen haben sie, das steht fest, denn immer wieder geht mit den Woggles die Liebe zur Unterhaltung und zum Geschichtenerzählen durch. Angesprochen auf die Bedeutung ihres Namens, bekamen wir gleich mehrere Erklärungen die u.a. bereits eine Art Gründungsmythos enthielten: „Also wenn du im Wörterbuch nachsehen würdest, da ist der Woggle ein Knoten bei den Pfadfindern, aber damit haben wir nichts zu tun.

Wirklich zugetragen hat es sich so: Wir waren mal zusammen im Zeltlager. Eines Nachts, es hatte geregnet, es herrschte Sturm und Donner und Blitz, ein Unwetter eben. Wir hatten damals unser Siebenmannzelt dabei und lagen schon so ineinander rum. Und dann auf einmal, ging total der Blitz ab... Wir gehen raus, da ist ein Baum und da steht vom Blitz reingeritzt: Dr. Woggle And The Radio.“

Autor: Stefan