Alphaboyschool – Perfect Situation

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Da sieht man mal, wo der katholische Drill in dieser so gar schröcklichen Welt so alles hinführen kann. Hörhörhör. Der allseits beliebte Töpferverein von der Ruhr, der sich bekanntermaßen nach der jamaikanisch-katholischen Eliteschule Alpha Boy’s School benannte, legt hiermit bereits das fünfte vollwertige und absolut nahrhafte Album vor.

„Perfect Situation“ ist in erster Linie auf eine Art perfekt: Nämlich in der Produktion. Denn dieses Album hat es ganz schön in sich. Obwohl sich Alphaboyschool ja durch ihre Namensgebung deutlich an den Jamaikanischen Wurzeln der Musik orientieren, standen sie in meiner Wahrnehmung bisher deutlich unter dem Einfluss der britischen 80er Jahre. Dieser Eindruck hat sich mit dem neuen Album aber ordentlich gewandelt. Auf der neuen Scheibe schaffen die sieben Jungs nämlich soz. plattenwendend den Spagat zu einigen der anderen auf dem Offbeat-Ozean vor sich hinquaddelnden Wellenkämme. Noch immer finden sich 2Tone WummerNummern mit Walkingbass und in meinen Ohren etwas öde dahin rumpelndem PunkTone Schlagzeug. Die schönen Melodien lassen dabei aber von den Specials über Bad Manners und Liberator bis zu den (frühen) Toasters jede Menge freudige Assoziationen aufleben. Dann kommen, viel zu spät auf der Platte, mit dem Ska-jazzigen Track „One in ten“ und dem reggaebeatbewehrten, Jimmy-Cliff-ironisierenden „Don’t get what you want“ die beiden empfehlenswertesten Songs des Albums. Und am Ende gibt es mit „One word too much“ sogar einen Neotraditional Track, der gewaltig an „Rude and Reckless“ von den Slackers erinnert. Aber das ist ja auch viel eher eine Auszeichnung als ein Mangel... Die verschiedenen Musikstile dürften den Produzenten jedenfalls ordentlich auf die Probe gestellt haben. Ich denke, er hat seine Aufgabe mit Bravur bestanden. Auf Moonstomp Records erscheint somit ein Album, dass nur dem Artwork nach scheinbar leicht zu kategorisieren ist. Wer sich auf die neue Platte von Alphaboyschool einlässt, der kann einen ganzen Reigen von Melodeien für sich entdecken, quer durch all die vielen verschiedenen rechts-links-tret-Tanzbewegungen der Szene hindurch. Ein Quäntchen weniger Halleffekte hätten mir die Scheibe noch liebeswerter gemacht, aber zum Kostverächter werde ich deshalb noch lange nicht.