Jim Murple Memorial - Five’n’Yellow

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So ungefähr stelle ich mir Garage-Ska-Jazz vor. Auch das sinniger Weise fünfte reguläre Studioalbum der Franzosen „Five’n’Yellow“ bleibt dem seit 1996 eingeschlagenen Pfad treu und begeistert mit herrlich verschrobenem Soul, Ska und Rhythm’n’Blues. Außerdem, mal nebenbei bemerkt, handelt es sich hier um eine weitere aktuelle Platte, die mit unplugged Aufnahmen glänzt.

Alle reden davon, aber keiner ist so konsequent wie Jim Murple Memorial aus Paris: Die Rede ist von der stetig steigenden Welle an Bands, die sich unter dem oft gebrauchten Schlagwort „Neo-Traditional“ auf die musikalischen Wurzeln Jamaikas in den 1960er Jahren (und davor) zurückbesinnen. Das immer gleiche Problem: Wie kriegt man trotz mehrerer vergangener Jahrzehnte Musikentwicklung und trotz z.B. aufnahmetechnisch völlig veränderten Bedingungen diesen dreckigen Sound hin, ohne völlig anachronistisch zu wirken? Mal ehrlich: Es kann auch nicht das Gelbe vom Ei sein, einfach nur zu kopieren was unter Prince Busters, Coxson Dodds oder Duke Reids Fuchtel ins Vinyl gekratzt wurde und damit auch nach so langer Zeit stetig auf der Stelle zu treten. Diesen Vorwurf müssen sich Jim Murple Memorial nicht gefallen lassen. Ihre Musik ist zwar eine große Hommage an eine Vielzahl „längst vergangener“ Musikrichtungen wie Ska, Rocksteady, Rhythm’n’Blues und vor allem Soul, aber „altmodisch“ oder „angestaubt“ sind Assoziationen, die mir beim Hören der Platte höchstens ganz entfernt an der Gehirnrinde kratzen. Tatsächlich hört sich Five’n’Yellow mit der warmen Stimme von Sängerin Nanou, mit dem schön brummenden Kontrabass und dem anspruchsvollen aber nicht überladenen Songwriting so gut weg, da wünsche ich mir mehr davon.