Kobito - Für einen Moment Perfekt

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Denkt man an einen rappenden Berliner, kommt einen womöglich zuerst ein muskelbepackter Typ in den Sinn, der davon schreibt wie hart er, seine Freunde und seine Partys sind oder mit noch schlimmeren Klischees über fette Autos, Gewaltexzessen und Frauen (wobei selten als solche betitelt).

Kobito vom Label Audiolith war nie einer dieser Klischee bzw. Möchtegern Gangster-Rapper. Seit 2005 gehört er zu den selbsternannten Zecken-Rappern, die Rap und HipHop mit linken Themen neu besetzen wollen. Ein vordergründiges Thema ist und bleibt das Kampf gegen rechte Meinungen und die neuen rassistischen Bewegungen in Deutschland.
Auf seinem neuen Album „Für einen Moment Perfekt“, dass sein zweites bei Audiolith ist (nach „Blaupausen“ 2014) wird dieses Thema besonders im Song „The Walking Deutsch“ zusammen mit TickTickBoom Kollegen Spezial-K aufgriffen. Ein Song der mittlerweile auf keiner Antifa-Demonstration mehr fehlen kann. Mit den popkulturellen Referenzen und den aktuell politischen Bezügen auf Pegida und Co. treffen die Rapper damit genau den Nerv der Zeit und sprechen einer Generation der linken Subkultur aus der Seele, die sich mit Punk Co. vielleicht nicht mehr so stark identifizieren kann. Die Texte sind trotz seiner Kritik am Intellektualismus vieler Linken, im „Hausmeister Skit“ oft sehr tiefsinnig und greifen sozial Kritisch an – dabei macht er auch vor der eigenen Szene nicht halt.

Ob es die Entgrenzung vom Privaten, dem permanenten Druck präsent zu sein oder auch nur die Selbstfindung in einem Überangebot von Möglichkeiten geht, Kobito schafft es das komplizierte und schmerzhafte, kämpferisch bis witzig und selbstironisch zu verpacken.
Sicher es sind ähnliche Themen wie auf „Blaupausen“, ein Song zur Selbstfindung und dem steinigen Weg („100.000 Kilometer“) oder ein Song über das Schreiben („Aus Papier“), aber Konsistenz muss nicht zwangsläufig schlecht sein und bietet auch die Reflexion über eigene Ansichten.
Wir können gespannt sein welches Projekt nach „Deine Elstern“ (mit Sookee), „Schlagzeiln“ und „TickTickBoom“ als nächstes kommt. Vermutlich läuft der Berliner einfach drauf zu, von Projekt zu Projekt, wie eben viele seiner Altersgenossen und abends läuft man sich dann mit einem Pfeffi in der linken Stammkneipe über den Weg.

Cloudy