Mafiatanz #2 - still juvenile

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Allzu Grün hinter den Ohren kann der Autor des Mafiatanzes gar nicht sein, legt er mir doch mit der zweiten Ausgabe seines Fanzines ein ganz vernünftiges Brett vor die Hütte.

Leider schreibt ja Martin Kühne, der die ganze Last der Verantwortung für dieses schicke Fanzine auf seinen Schultern durch den Freiburger Breisgau und weit darüber hinaus chauffiert, nichts über sein Alter. Ich rätsele nämlich jetzt schon seit geraumer Zeit darüber, ob sich hinter dem schicken Untertitel „still juvenile“ (zu deutsch in etwa: Noch immer Jugendlich) des neuen Mafiatanzes Protesthaltung, Midlife Crisis oder schlichtweg Ironie verbirgt. Na wie auch immer, allzu Grün hinter den Ohren kann der Autor gar nicht sein, legt er mir doch mit der zweiten Ausgabe seines Fanzines ein ganz vernünftiges Brett vor die Hütte. Ich war relativ schnell durch mit den 38 Seiten, und das lag nicht daran, dass die Texte eine zu einfache Kost gewesen wären. Ich beschäftige mich ja in meiner Freizeit mit höchst komplizierten, öhöm… aber lassen wir das. Bei Durchblättern hab ich mich nur einmal kurz erschreckt. Müssen denn die Jungs von Guts’n’Glory auf dem Bild unter ihrem Interviewtext gar so animalisch kucken? Also die Jungs sehen echt aus, als ob sie nie wieder Spaß haben wollten. Tss, tss, tss. Nun zurück zum Thema.

Kurz und gut! So könnte man sowohl den zweiten Mafiatanz als auch die Frisur des Machers bezeichnen. Ich persönlich stehe ja der allzu genauen Studie von Haarmodetrends in der Ska/Rocksteady/Reggae Szene eher etwas gelangweilt gegenüber, es scheint wohl aber für das Zusammengehörigkeits- respektive Experte-Sein-Wollen-Gefühl vieler eher traditionell ausgerichteter Fans nach wie vor von großer Bedeutung zu sein. So gefiel mir die Idee einer Gegenüberstellung vom kostenlosen Mainzer Riverside Stomp mit dem alljährlichen Potsdamer Ska Fest recht gut, die Argumente dagegen nur zum Teil. Aber das ist halt einfach ein strukturelles Problem. Ansonsten liefert der Mafiatanz äußerst interessante Informationen und lässt zum Beispiel im Reise/Konzertbericht zum Aggronauts Konzert in Luzern wunderbare Einblicke in die angeblich gerade boomende Schweizer Reggae Szene gewinnen. Auch die kritische Auseinandersetzung mit dem holländischen Label Rebellion Records, deren rechtsoffene Orientierung in einer Kolumne angegriffen wird, finde ich sehr lobenswert. Der Text bricht eine Lanze gegen eine allzu naive „unpolitische“ Haltung (meines Erachtens DIE Volkskrankheit in Skinheadkreisen) und liefert mit einigen Internet-Links jeweils Belege für die aufgeführten Argumente. Ein wichtiges Thema und eine überzeugende Message: Thumbs up!

Außerdem erzählt uns Martin die Geschichte der Freiburger Ska-Punk Band Blister und informiert gleichzeitig noch über die Szene der Stadt. Auch wenn die nicht berauschend ist, lässt man sich als verwöhnter Berliner so was gerne verklickern. Ehrlich! Bevor ich jetzt aber jeden Einzelnen Text nacherzähle gratuliere ich noch zu der unterhaltsamen Plattenbesprechung zu K-Mob. Die steht denn auch unter einem ganz besonderen Stern: K-Mob bespricht K-Mob. Bravo Jan.

Der Mafiatanz kommt in schlichtem aber nicht schlechtem Design mit ganz wenig Werbung und umso mehr Text. Was der Autor am allerbesten kann, ist überraschenderweise Fanzines besprechen. Also da musste ich immer wieder mal schallend meine Nachbarn nerven. Im Übrigen möchte ich meine kleine besserwisserische Ader bei der Gelegenheit nicht hinterm Berg halten und darauf aufmerksam machen, dass unsere dritte Ausgabe mit 80 Seiten (!) dicker ist, als das Melodies of War #4 mit schlappen 72 Seiten. Yes! Wegtoppen mach ich am liebsten. Könnt ich den ganzen tag machen. Mit besten Grüßen vom Mestizo-Mainstream.(witzig!)

Martin Kühne
Hindenburgstr. 16
79102 Freiburg
38 S. A5
1€