Shark Soup

Sie sind hier

SHARK SOUP aus Erlangen sind neu. Sind SHARK SOUP aus Erlangen aber auch anders? Heutzutage sprießen Bands aus dem Boden, gehen ein, erstehen auf und es fällt schwer, den Überblick zu behalten. Und gerade bei den vielen schlechten Bands, die es so gibt, fehlt auch oft die Motivation, sich mit allem und jedem zu beschäftigen und für sich die Rosinen rauszupicken. SHARK SOUP ist so eine Rosine für mich und ich denke schon, sie sind anders. Vor ein paar Wochen kam mir ihre Debüt MiniCD ins Haus geflattert, die nicht nur ein Augenschmaus ist, sondern und vor allem in musikalischer Hinsicht mein Herz zu Freudensprünge hinreißen ließ. Sieht man genauer hin, erkennt man dann sogar das ein oder andere bekannte Gesicht. Als mir dann MOSH von KNOCK OUT RECORDS, wo jetzt auch gerade frisch die Vinylversion der Platte erschienen ist, anbot, die Band zu interviewen, zögerte ich nicht lange, der Band ein paar Fragen zu stellen. Und das Ergebnis findet Ihr hier.

Für ein eMail-Interview gar nicht schlecht, wie ich finde. Genau wie die Band. Wenn Ihr also offen für NEUES seid, wenn Ihr auch mal was ANDERES hören wollt, dann besorgt Euch die Platte. Egal ob Vinyl oder auf CD. Denn die rockt.

Viel Spaß beim Lesen, Mieschka Mayonaise

Übliche Einsteigerfrage. Wer seid Ihr, wo kommt Ihr her, Bands zuvor, seit wann gibt´s Euch, usw....?
CHRISSI: Wir sind SHARK SOUP aus Erlangen. Uns gibt es nun fast genau ein Jahr. Der erste Liveauftritt war am 30. Mai ´03 als Support für PETER PAN SPEEDROCK. SHARK SOUP besteht aus Chrissi - Guitar / Vocals, Harry Doghouse - Bass und Stephan - Drums.
Stephan spielte hauptsächlich in Bands wie THE HINKS und ELECTRIC HELLCLUB. Harry war Bassist und Kopf bei den BLOWJOB JUNKIES. Ich war bei ELECTRIC HELLCLUB und tourte viel mit OXYMORON. Später war ich auch festes Mitglied der Band uns spielte das „Westworld“-Album mit ein. Nach der DROPKICK MURPHYS US-Tour verließ ich die Band, um mich um meinen eigenen Weg zu kümmern.

Vor ein paar Tagen bekam ich von KnockOut Eure Debüt CD zugeschickt. Bei ihm erscheint ja jezt dann demnächst diese auch auf Vinyl. Das ging ja dann ziemlich schnell, daß Ihr diese eingespielt habt, wenn Ihr erst vor einem Jahr den ersten Auftritt hattet. War das "Projekt" längerfristig geplant? Hattet Ihr so viel Spaß beim Auftritt, daß daraus etwas Andauerndes entstehen sollte? Wie kam es überhaupt zu der Veröffentlichung?
SHARK SOUP war eigentlich eine Fluchtreaktion auf die Erfolglosigkeit die bei ELECTRIC HELLCLUB herrschte. Stephan und ich trafen uns nebenbei, um alte Songs unserer damaligen Band TEENAGE TOILETS zu spielen.
Irgendwann nahm ich dann wieder mal meine Gretsch Gitarre in die Hand und die alte STRAY CATS meets THE CLASH Leidenschaft entfachte erneut und hundert Mal so stark wie nie zuvor! Alles fühlte sich gut an, die Songs kamen mir blitzschnell in den Kopf geflogen und es machte seit langem mal wieder richtig Bock loszulegen. Von da an war klar, daß dies die neue Band wird. Nach Wochen kam dann Harry dazu und das Line Up war perfekt. Wir arbeiteten viel an unseren Songs und wollten so diese natürlich so schnell wie möglich aufs Medium bringen, was wir dann ja auch in einer 3-Tageshölle gemacht haben.
Was die Veröffentlichung angeht. Wir haben uns überhaupt keinen Kopf zum Thema Label gemacht, da mir persönlich der Sinn eines Labels in den letzten Jahren irgendwie verloren ging. Man schickt hunderte von CD´s raus und kriegt kaum Antwort. Das haben wir uns also von Anfang an gespart und das Debüt-Mini-Album auf unserer eigenen Plattform SHARK POOL MUSIC rausgebracht.

Hat sich damit der ELECTRIC HELLCLUB erledigt?
Der HELLCLUB hat sich ganz unspektakulär verabschiedet. Ist allerdings schon Ende 2002 passiert. Da hätte zum Schluss auch meine tote Oma spielen können!

Und Euer Name war eine Fluchtreaktion auf das Catering, was man so als Band auf Tour bekommt? Zur Abwechslung mal ´ne leckere Haifischsuppe...? Nee, im ernst. Namensfragen sind ja allgemein ziemlich out. Aber bei Euch würde mich das schon mal interessieren. Woher stammt er?
Es ist ja immer ein ziemlicher Act, sich einen Namen auszudenken. Für SHARK SOUP bin ich alleine verantwortlich. Mir schwebte ein Name vor, den man auf eine Knallbunte Verpackung packen konnte. Ich hatte auch immer die Popartkartons von ANDY WARHOL vor den Augen.
Der zweite Grund war die Idee einer Suppe mit lebenden Haien drin… Diese Suppe beisst… Ich glaube kaum, daß Haifischsuppe schmeckt und für mich ist das genauso dämlich und respektlos wie Froschschenkel oder Schildkrötensuppe etc.
Es kamen schon Leute an, die unseren Namen als Statement gegen den Haifang verstanden. Da die Japaner momentan ja in dieser Richtung wieder völlig durchdrehen
Die Hauptaussage des Namens ist also: "FINGER WEG IHR BASTARDE, DIESE SUPPE BEISST!"

Aha. Höre ich da die Worte eines Vegetariers oder geht es "nur" um Artbedrohten Tiere?
Hauptsächlich geht es um den Respekt vor Tieren. Man muss ja nicht alles fressen, was in der Gegend rumläuft!

O.K., jetzt erscheint die Debüt-Platte noch mal als einseitig bespielte 12". Freust Du Dich darüber, das Coverartwork mal richtig in groß zu sehen. Was ja eh immer viel schöner aussieht. Warum habt Ihr die Platte nicht gleich selbst auf Vinyl rausgebracht.
Ich habe heute die Lieferung unserer Exemplare der Platte bekommen und in Groß sieht das Artwork noch geiler aus.
Ursprünglich hatten wir nur eine CD-Produktion im Kopf, da Vinyl sich zu einem Sammlerluxus entwickelt hat (Es gibt wirklich Leute, die noch nie einen Plattenspieler gesehen haben und keine einzige Platte haben!) und wir außerdem nicht das nötige Kleingeld für zwei unterschiedliche Produktionsverfahren hatten.

Du hast die „STRAY CATS meets CLASH Leidenschaft“ angesprochen. CLASH haben sich ja nun erledigt. Aber STRAY CATS - hasst Du Dir schon Karten für die Reunion-Tour besorgt?
Wir wurden als Support für STRAY CATS vorgeschlagen. Herr Setzer wird sich diesmal selbst um die Auswahl der Vorbands kümmern und ich hoffe mal, daß er natürlich uns nimmt! Klasse find ich, daß er aus eigenen Stücken keinen Bock auf "DICK BRAVE" hatte.

Ich habe mich mal auf Grund Deiner eMailadresse ein wenig auf der dazugehörigen Homepage umgeschaut und ich denke Mal Du bist dort auch tätig. Ist das Dein Hauptberuf (Grafiker, Zeichner). Kannst Du davon leben? Was machen die anderen so in der Band?
Ja, ich versuche von meiner Kunst und den Illustrationen zu leben. In letzter Zeit habe ich einige Plattencover entworfen, die auch veröffentlicht wurden und ich konnte meine Miete etc. zahlen. Es ist also mein Hauptberuf und auch mein eigener Laden. Unser Drummer arbeitet im Krankenhaus und der Bassist ist selbstständig als „Allesmacher“ unterwegs.

Da sind Dir ja auch sicher die Kontakte hilfreich, die man knüpft, wenn man als Musiker unterwegs ist, oder? Wer kann denn alles zu Dir kommen? Gibt es da was, was Du bevorzugst oder was Du gar nicht machen würdest?
Die ganze Sache läuft zu 80% nur über Kontakte zu Musikern oder Labels. Das ist auch gut so, denn für einen „normalen“ Bereich zu arbeiten ist ziemlich ätzend und von der künstlerischen Seite gesehen ziemlich jämmerlich. Zu mir kann jeder kommen, der ein Plattencover, Plakatmotiv, Flyerentwurf, Shirts, Illustrationen, etc. braucht. Besonders bevorzuge ich natürlich aufwendige Comic Artworks oder knallhart Schwarz Weiß gehaltene Illustrationen und Charaktere. Die sind momentan mein Ding! Sehr gerne mach ich auch Silkscreen Poster, die ich in Kleinauflagen selber drucke. Habe da erst vor 4 Wochen eines für die BEATSTEAKS entworfen und gedruckt.
Was ich niemals machen würde ist für Leute aus der Politik zu arbeiten. Faschisten etc. werden von mir sowieso nicht bedient. Ist ja klar!

Und Webdesign? Bist Du auch für Eure Homepage verantwortlich? Macht Dir das Spaß oder ist das eher notwendiges Übel. Was man zur Band eben braucht...?
Die Homepage habe ich auch gemacht. Das ist allerdings nicht so mein Ding. Design etc. ist o.k., doch die ganze Scheiße dann optimiert ins Netz stellen und so weiter geht mir doch voll auf den Sack. Ich kenne mich damit nur noch nicht richtig aus. Das ist das Problem. Ansonsten ist das Medium Homepage eine hilfreiche Sache und unersetzbar für Bands.

Kommen wir mal zurück zur Band. Ihr kommt aus Erlangen. Da fällt mir spontan nur OXYMORON und J.B.O. ein. Wobei man letztere ja nicht sooo zur Szene mit zurechnen kann. Was gibt es denn sonst noch so da unten? Wie ist das Verhältnis der Bands untereinander. Wie kann man sich das dort vorstellen?
Ich sag´s mal so, es gibt hier direkt in Erlangen massig Bands. Davon sind die meisten krampfhaft damit beschäftigt, einen neuen Sound zu erfinden, was natürlich nicht klappt. Andere widmen sich der leidigen Hippie-Endlosschleife und nerven mit 10 minütigen Ergüssen den ahnungslosen Zuschauer. Im Punk- oder Alternativbereich gibt es kaum Nennenswertes. Unsere Proberaumkollegen THE SEIZURES sind da eine absolute Ausnahme, da sie ihren eigenen Sound gefunden haben und ziemlich losbrettern. In Nürnberg gibt es REJECTED YOUTH, die ja auch bekannt sein dürften. Mit R.Y. Matze habe ich engen Kontakt, da er ja auch rund um die Uhr für seine Musik lebt. OXYMORON hat sich ja erledigt und JBO ist einfach nur peinlich. Die meisten Musiker gehen sich allerdings aus dem Weg oder dulden sich nur bedingt. Es gibt aber auch Ausnahmen und das sind dann wirklich die Topmomente. Ansonsten gibt es hier kaum Läden, denn alles ist schön auf die jährliche Studentenflut und dem damit verbundenen billigen Entertainmentverlangen zugeschnitzt.

Inwiefern hat sich jetzt OXYMORON erledigt?
OXYMORON liegt meines Wissens nach auf Eis. Die Kollegen leben ja bei Euch in der Hauptstadt, also sitzt Ihr an der direkten Quelle.

LOIKAEMIE singen in "Rock´n´Roller Johnny" über den Hype der ganzen Bands alá SOCIAL DISTORTION, FLAMMENHEMDEN, BILLARDKUGEL Nr.8 usw. Siehst Du auch, daß die Gefahr besteht, auf einen fahrenden Zug aufzuspringen? Erfüllt Ihr diese Klischees auch? Bekommt Ihr von den Hype auch noch was mit? Ist es einfacher mit der Art von Musik mehr (und besser bezahlte) Gigs zu bekommen als Punkrockband, gerade durch die noch relativ intakte Clubkultur?
Grauenhaft! Mir kommt es vor, als würde manch einer 8-Balls kacken… Dieser furchtbare Hype ist ja zum Glück schon längst wieder am abflauen, seitdem sich der ganze nervige Schwedenrock selbst gefressen hat und H&M Flammenhemden im Sonderangebot führt. Ich glaube kaum, daß wir auf einen Zug aufspringen. Wir haben jedenfalls nicht die Absicht in die THE BONES und SOCIAL D. Kiste mit einzusteigen. Ich hoffe mal, daß unsere Gagen besser werden, das 2 von uns zu 50% von der Band leben müssen aber werden niemals unsere Musik so verändern, um besser bezahlt zu werden.
Aber Flammenhemden… Nicht mal unter Folter!

Wenn ich noch kurz bei dem Thema bleiben darf - Du hast die US-Tour mit den DROPKICK MURPHYS mitgespielt. Wie lief das ab? Ich mein, ich habe einen Ausschnitt ihrer DVD gesehen, wo sie wie wild dann die Ami-Flaggen auf der Bühne schwenkten. Sind die wirklich so drauf? Also Patrioten? Wie habt Ihr das erlebt. Waren sie auch so drauf, daß sie Backstage mit keinem gesprochen haben (wie man hört)? Und wie stehst Du im Allgemeinen zu solchen Aktionen. Ist das ein Unterschied zwischen Amiland uns Deutschland? In Deutschland ist das je eh immer schwierig. Denkst Du, daß man ruhig auch „sein Land“ lieben darf…?
Ich denke, das mit den US-Flaggen ist eine Reaktion auf den 11. September, die ich aus amerikanischer Sicht durchaus nachvollziehen kann. Ich weiß nicht, was los wäre, wenn irgendeine radikale Gruppe (nehmen wir mal an, daß es eine war) das Brandenburger Tor inkl. 3000 Zivilisten niedermachen würde… Man sollte also nicht zu schnell verurteilen und immer noch bedenken, daß Amerikaner von Natur aus einen Hang zum Patriotismus haben. Als wir mit den Jungs auf Tour waren, fand die „Flaggeneinlage“ allerdings nicht statt. Doch wurde einem ziemlich schnell bewusst, daß die DROPKICKS und ihr Publikum eher in die konservative Richtung tendieren. Punks sind auch Spießer, ganz klar!
In den 8 Wochen waren die Jungs voll in Ordnung. Diese Stories über die Arroganz von Bands sind wirklich krankhaft. Wenn man was darauf gibt, ist jede Band ein „Arschloch“. Total albern.

Was das Thema Deutschland angeht: Als unser neuer Bundespräsident Köhler seinem Amtsantritt die Worte „Ich liebe unser Land“ aussprach, musste ich wirklich beinahe kotzen. Vaterlandsliebe und Deutschland - Für mich stinkt das immer noch, wenn Du weist, was ich meine. Ich interessiere mich immer noch für die Wurzeln meiner direkten Vorfahren aus den Karpaten und Deutschland kann mir in politsicher Sicht den Buckel runterrutschen.
Und der Unterschied zwischen Nordamerika und Deutschland ist: Die USA hat den Krieg gewonnen…

Ich will das jetzt nicht zu sehr ausarten lassen. Aber in wiefern lassen sich, wenn wir jetzt mal "nur" bei der Musik bleiben, Punkrock/Rock´n´Roll mit Politik verbinden?
Das Beste Beispiel wie man Musik mit einer politischen Aussage anreichert ist "THE CLASH". Oft reicht es auch nur aus, seine eigene Meinung in die Songs zu setzen, um politisch zu sein. Ich denke, man sollte auch dies nicht ausreizen - oder wenn - komplett und zu 100% hinter seiner Sache stehen. Mit allen Vor- und Nachteilen.

Hmmh. Da hast Du schon in einigen Punkten sehr Recht. Wie geht´s jetzt mit Euch weiter. So große Hallen wie mit den DM werdet Ihr ja vorerst nicht füllen können. Wie war eigentlich der Gig in Berlin?
Momentan arbeiten wir schon stark an den Songs für den ersten Longplayer. Studiotermin Oktober. Eigentlich wollten wir in diesem Jahr an die 60 bis 100 Gigs spielen aber das klappt mit unserer momentanen Bookingagentur nicht. Wie es aussieht werden wir zu MUTTI wechseln.
Der Gig im Mad`n`Crazy wurde bei uns 3 stunden vor Beginn abgesagt. Wir waren zu dem Zeitpunkt schon in Berlin und fragten dann einfach mal im Wild at Heart an und tatsächlich ist bei denen eine band ausgefallen. Wir spielten dann im Vorprogramm von einer Trashmetalband.

Ok. Chrissi. Dann bedanke ich mich für Deine sehr ausführlichen Antworten. Ich wünsche Euch viel Erfolg. Vielleicht ein paar letzte Worte an unsere Leser...?
Cheers an Eure Leser und Danke an Dich für dieses Interview!