La Mala Rodriguez

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Datum: 26 11 2005 I Kategorie: Worldbeats I

LA MALA RODRIGUEZ ist ein weibliches Phänomen in Spanien. Aus den Straßen Sevillas spielte sie sich mit ihrer eigenen, authentischen Mischung aus Hip-Hop, Flamenco, Scratches und Ragga in die Herzen aller Spanier und direkt an die Spitze der Charts. Denn LA MALA weiß was sie will.
Im jungen Alter von 20 Jahren veröffentlichte sie ihre erste Single „ Yo marco el minuto“ („Ich gebe den Takt an“). Ein Jahr später folgte der erste Longplayer „Lujo Iberico“ („Iberischer Luxus“). Und im Jahr 2003 erschien nach langem Warten der Fans ihr zweites Album „Alevosía“ („Hinterlist“), das - kaum vorstellbar - noch mehr einschlug, als das erste.

Die Geschichte der MALA ist eine Erfolgsgeschichte, die zeitig ihren Anfang nahm und steil nach oben ging. Und das in doppelter Hinsicht: Die spanische Hip-Hop-Szene ist bei weitem nicht so weit entwickelt wie die deutsche, sodass Verkaufszahlen von 40.000 Stück allein ein Grund zum Feiern sind. Wenn man dann hinzuzählt, dass eine weibliche Stimme aus dem Zigeuner geprägten Südens dafür verantwortlich ist, dass ganz Spanien vom Rasta, Popfan, Punk bis hin zur machistischen Hip-Hop-Szene Kopf steht, muss es sich tatsächlich um eine besondere Persönlichkeit handeln, die hinter dieser Musik steht. Aber es heißt ja nicht umsonst: Gute Mädchen kommen in den Himmel, böse Mädchen kommen überall hin.

„Ich habe zuerst angefangen zu schreiben und war viel mit Leuten auf der Strasse zusammen. Anfangs habe ich weder gerappt noch Reime geschrieben, aber ich habe immer versucht meine Sachen unter die Leute zu bringen. Mit 17 Jahren stand ich dann zum ersten Mal auf der Bühne, und ich wusste, das ist es. Von da an habe ich nichts anderes mehr gemacht.“

La MALA ist ein Soloprojekt, dessen Erfolg auf die charakterstarke Rapperin María zurückgeht. Mit 19 Jahren ging sie nach Madrid und lancierte von dort aus ihren Angriff auf die nationale Szene. La MALA brillierte bereits auf ihrem ersten Album durch eine unglaubliche Reife, die für solch eine junge Künstlerin erstaunlich ist. Eine Künstlerin, die mit ihren Texten die Sprache der Strasse spricht und die Geschehnisse der Realität auf den Punkt bringt. La MALA nimmt kein Blatt vor den Mund. Nichtsdestotrotz, wären ihre beiden Alben nicht zustande gekommen, wenn sie sich nicht mit Meistern des Fachs wie JOTA MAYUSCULA und SUPERNAFOMACHO zusammengeschlossen hätte.

„Die Musik wird natürlich reicher, wenn dir jemand hilft oder wenn jemand mit dir kollaboriert. Ich habe zum Teil mit Leuten zusammen gearbeitet, die mir von meinen Produzenten, mit denen ich an den Alben gearbeitet habe, vorgeschlagen wurden, und mit Leuten, mit denen ich gern zusammen arbeiten wollte, weil mir die Sachen, die sie machen sehr gut gefallen. Ich habe aber bereits vor Erscheinen der zwei Alben viel kollaboriert, was wiederum dazu beigetragen hat, dass ich bekannter wurde. Ich denke, dass Kollaborationen immer ein sehr gutes Mittel sind an die Öffentlichkeit zu treten. Wenn jemand dir anbietet auf seinem Album mitzuwirken, ist das immer ein großer Vorteil, eine Möglichkeit eine größere Zahl von Leuten zu erreichen.“

Kollaborationen tragen nicht nur dazu bei, ein größeres Publikum zu erreichen, sondern bringen auch neue Einflüsse mit ein. Denn gerade die verschiedenen Einflüsse und die südländischen Wurzeln sind der Dreh- und Angelpunkt, die den Hip Hop der MALA zu etwas speziellem machen und aus dem üblichen, poserhaften Gehabe heraus heben.

„Mich beeinflusst alles. All die Musik, die ich höre, alles was in meinem Leben passiert. Wenn ich schreibe, reime…Ich höre alles Mögliche an Musik. Flamenco, Salsa, Reggae, Reggaeton, mir gefällt alles. Ok, Rock oder Heavy höre ich nicht. Aber Soul gefällt mir gut, der neue Soul, den es gerade gibt…“

Und wie wird das neue Album werden? Zwei Jahr ist es her, dass „Alevosía“ erschienen ist und es geht das Gerücht um, dass das neue Album schon in Arbeit ist.

„Das neue Album wird nächstes Jahr erscheinen. Ich weiß noch nicht mit wem ich diesmal zusammen arbeiten werde, aber ich habe ein paar Ideen, ein paar Rhythmen und Texte. Die muss ich erst einmal zusammensetzen und dann werden wir sehen, was dabei heraus kommt. Ich würde gern wieder mit jemand Großem zusammen arbeiten, wie in meinen vorherigen Alben, auf denen ich immer mit Leuten kollaborieren konnte, zu denen ich aufschaue.“

Auf nationaler Ebene hat María Rodriguez einen Senkrechtstart hingelegt und von Anfang an auf die Kooperation von nationalen DJ- und Produzentengrößen zählen können. Das letzte Album wurde in New York abgemischt, im Sommer gab es einige Konzerte in Japan, wie sieht es da mit internationalen Kollaborationen aus?

„Ich würde gern mit SCARFACE aus Houston zusammen arbeiten, einem ehemaligen Mitglied von GHETTOBOYS. Wir haben Kontakte in New York, durch die Leute, die ich aus Madrid kenne. Aber ich werde das nächste Album nicht noch einmal außerhalb des Studios abmischen, in dem ich aufnehme. Die Erfahrung habe ich jetzt gemacht und das möchte ich nicht noch einmal. Ich finde es besser, wenn alles in ein und demselben Studio gemacht wird.“

Und wie sieht die Spanische Hip-Hop-Szene im Vergleich zur amerikanischen aus?

„Der amerikanische Hip Hop ist auf einem ganz anderen Niveau als der spanische. Das sind große Künstler wie BUSTA RHYMES, die sich auf der ganzen Welt verkaufen und überall bekannt sind. Hier gibt es natürlich auch Gruppen, die amerikanischen Bands ähneln, während sie sich eher an lateinamerikanischen Ländern annähern müssten, die nicht die gleiche ökonomische Entwicklung haben wie die USA. Aber gleichzeitig gibt es in Spanien auch viele Künstler mit sehr viel Persönlichkeit.“

Künstler mit Persönlichkeit wie LA MALA, die für ihre Arroganz, ihren eigene Stil und ihre starke Persönlichkeit bekannt ist und von der gelegentlich zu hören ist, dass ihr Mundwerk sehr lose ist und schon einige Leute ihr Fett weg bekommen haben. Auch wenn sie sich beim Interview eher abwesend als arrogant zeigt. La MALA ist Hip Hop durch und durch, trotz der weiteren Einflüsse, die ihre Musik beinhaltet. Und zum Hip Hop gehören neben Klamotten und Geld eben auch ein gewisses Verhalten, ein loses Mundwerk und Drogen. Das Video zur Single „La Niña“ wurde in den Staaten zensiert, weil es eine Minderjährige beim Drogenverkauf zeigt. Eine Minderjährige, die LA MALA selbst oder jemand aus ihrem Umfeld hätte sein können. Immerhin war sie von Anfang an in der Szene mit dabei, mit allem was dazu gehört neben Breaks, Beats und Rhymes.

„Es ist nicht leicht sich einzig und allein der Musik zu widmen, man muss mit viel Passion dabei sein. Manchmal sieht man keinen Sinn mehr in den Dingen und ist sich nicht sicher, was man macht. Man macht sich viele Gedanken, weil manchmal alles total absurd erscheint. Und dann gibt es wieder Momente, in denen dein ganzes Leben mit einem Satz, mit vier Worten, die du schreibst, neuen Sinn bekommt. Und alles was du dafür aufgibst, um weiter zu machen. Das ist die Passion, für die ich lebe. Ich weiß nicht, wo mich das noch hinführen wird, aber ich kann nicht damit aufhören.“

Zunächst einmal führt es LA MALA zum ersten Mal nach Deutschland und Holland, wo sie zusammen mit SOLO LOS SOLO und TOTE KING auftreten wird, zwei spanischen Hip Hop Fraktionen, die es genau wie sie auf der iberischen Halbinsel weit gebracht haben. Schauen wir mal was passiert, wenn dieser südländische Wind durch deutsche Konzertsäle fegt. Ob sich die deutsche Musiklandschaft dem spanischen Erfolgskonzept entziehen kann? Nachdem nun schon mehrere Mestizo-Bands den Weg in den Norden geebnet haben, dürfte es für die spanische Hip-Hop-Fraktion ein Leichtes sein ihren Kollegen zu folgen.

Autor: Anne