Mitte letzten Jahres bekam ich von Rookie Records eine 7“ EP zugeschickt, von einer Band, von der ich vorher rein gar nichts gehört hatte. DIVING FOR SUNKEN TREASURE und ich hatte anfangs nicht so viele Erwartungen. Aber schon nach den ersten Takten des Titelstücks CARAVAN, war ich hellauf begeistert. Für den Herbst desselben Jahres war dann das ganze Album angekündigt worden und ich wartete sehnsüchtigst darauf. Allerdings verzögerte sich die Veröffentlichung und erst Anfang dieses Jahres erblickte MOTHERFUCKER JAZZ BAR das Licht der Schalplattenwelt und fortan war es dann ganz um mich geschehen. Den Stil zu beschreiben, den die Berliner Band spielt, ist nicht ganz so einfach. Zu viele verschiedene Einflüsse prägen das Bild der Band. Aber um es in einem Wort zu beschreiben. Es macht einfach nur SPASS.
Dann musste ich wieder mehr als ein halbes Jahr warten, bis ich die Band dann auch endlich mal live erleben konnte. Im Vorprogramm der kanadischen Band THE STANFIELDS spielten sie Ende September im COMET Club, was dann auch gleich mit einer Schrecksekunde verbunden war. Schon beim 3. Lied stürzte Sänger Huck mal eben über die Monitorboxen auf den knallharten Betonboden des Clubs und blieb erst mal liegen. Es sah nicht gut aus und man sah ihm seine Schmerzen auch wirklich an. Trotzdem spielte die Band das Set zu Ende. Respekt!!!
Um dies zu würdigen und auch die Band einem breiteren Publikum vorzustellen – denn sie haben es sich redlich verdient – musste ein Interview her, bei dem ich Euch hiermit viel Spaß wünsche…
Hallo Jungs! Na, die Show im COMET gut überstanden? Ich habe gelesen, dass der Arm tatsächlich gebrochen war. Könnt Ihr Euch noch erinnern, was genau passiert ist? Und wie schafft man es dann noch, das Konzert zu Ende zu spielen?
Die Comet-Show war saugeil! Arm gebrochen, Schulter ausgekugelt, Rippen gequetscht, Oberschenkel gezerrt, Knie geprellt. Ein ganz normales Konzert eben. Huck hat ja schon die letzte Tour mit zwei gebrochenen Rippen und ausgerenkter Wirbelsäule gespielt. Das konditioniert dann doch schon. Sobald man da aus der Ohnmacht erwacht muss man halt die Zähne zusammenbeissen. Gibt ja auch gute Presse und die zahllosen Fans wollen gerne ein bisschen Blut sehen.
Musstet Ihr jetzt Eure Konzerte in Flensburg und Eberswalde absagen?
Ja, leider.
Eigentlich ist im Netz ja schon relativ viel über Euch zu finden. Stellt Euch doch bitte trotzdem nochmal vor – wer, wie, warum, woher… usw.
Diving sind: Huckleberry Blues (Gitarre, Vox), Johnny Dingsbums (Drums, Vox), Max Paul Maria (Gitarre,Vox) und Chris McCool (Upright Bass, Vox)
Wir haben uns vor über sieben Jahren in Berlin zusammengefunden. Huck und Johnny hatten ein gemeinsames Bauunternehmen, das leider in die roten Zahlen geraten ist. Max kam gerade von einer seiner Forschungsreisen zurück. Chris hat Hunde mit Bifi auf der Strasse gefüttert. Dort haben wir ihn aufgelesen und ihm eine Matratze neben dem Ofen zurecht gemacht. Er war sehr dankbar. Irgendwann haben dann wir unser Straßenband-Dasein eingetauscht gegen regelmäßige Club- und Festivalgigs.
Macht Ihr trotzdem noch ab und zu „Straßengigs“? Und wenn ja, wie muss man sich diese dann vorstellen? Wo spielt Ihr? Und sind diese lukrativer als ein „normaler“ Gig?
Wir haben mit Diving schon seit längerer Zeit nicht mehr auf der Straße gespielt. Die Gründe dafür sind vielschichtig und komplex, z.B. keine Lust oder zu müde. Lukrativ sind diese Konzerte meistens nicht gewesen, vor Allem weil das verdiente Geld sofort in Bier und schnelle Autos (z.B.Taxi) umgesetzt wurde.
Ihr kommt alle aus dem Punk/Hardcorebereich. Dann habt Ihr Euch zusammengefunden und spielt jetzt einen sehr vielseitigen Mix diverser Genres. Seid Ihr letztendlich im Punk/Hardcorebereich an Grenzen gestoßen, die Ihr durchbrechen wolltet oder was hat Euch dazu bewegt, genau diese Musik zu spielen, die Ihr gerade spielt?
Der erste Beweggrund war ganz schlicht Faulheit. Wir waren es leid Verstärker und schwere Drumsets durch die Gegend zu tragen (jetzt tun wir das wieder). Doof gelaufen... Außerdem hatten und haben wir alle einen breit gefächerten Musikgeschmack und möchten Elemente aus Genres, die wir mögen miteinander verbinden. Denn immer das Gleiche wird, egal in welcher Richtung, irgendwann öde.
Vorab zum aktuellen Album erschien die Single CARAVAN. Auf der Bühne habt Ihr erzählt, dass Ihr eine Weile in so einem Caravan gelebt habt. Ist das tatsächlich so? Wo seid Ihr unterwegs gewesen? Wie kam das zu Stande und wie sehr schweißt das eine Band zusammen?
Man kann eine Band nicht zusammenschweissen! Gott bewahre! Wir haben es versucht und einen Gitarristen dabei verloren. Er ist erst vor kurzem aus dem Krankenhaus entlassen worden... Leider hat ihn dann der Linienbus überfahren.
Und: Jawohl! Es ist alles wahr! Wir haben im Wohnwagen gewohnt, sind damit aber garnirgendswohin gefahren. Der hatte nämlich keine Räder mehr und stand auf dem Hinterhof unserer Stammkneipe. Wahre Geschichte.
Generell scheint Ihr die Sehnsucht nach der Ferne im Blut zu haben. In Japan seid Ihr auch schon gewesen!? Wie kam das zu Stande und in wie weit kann man die Konzerte mit denen hier in Deutschland vergleichen?
Shanghai in Japan. Richtig. Das liegt in der Provinz. Oder haben wir das jetzt wieder nur geträumt? Wahrscheinlich war es doch nur Chemnitz. Jedenfalls wär es sehr schön gewesen. Aber Deutschland ist auch schön!
Apropos Reisen. Wenn man so viel reist, hat das Herz immer Sehnsucht nach der Ferne. Trotzdem seid Ihr hier in Berlin angesiedelt. Wie seid Ihr nach Berlin gekommen? Was hält Euch hier? Eigentlich stammt Ihr ja alle aus dem Süden Deutschlands, wenn ich richtig informiert bin…
Apropos Pelikane: Wir sind aus dem finsteren Süden geflohen, da wir dort zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt wurden. Man weiß ja, dort werden immer noch Leute verurteilt, die das Brot nicht in der Größe einer Elle des Kaisers backen. Und genau dabei wurden wir erwischt. Berlin ist da ja viel liberaler.... Und: Ja! Das Herz sitzt immer in der Reisetasche. Aber zu Hause ist es ja auch schön. Und das Bier ist billig.
Euer letztes Album „Raaa!“ kenne ich leider nicht. Doch wenn man Euer erstes, selbstbetiteltes Album mit dem aktuellen vergleicht, habt Ihr am Anfang rein akustisch angefangen. Auf MFJB sind dann doch wieder E-Gitarren zu hören. Wie kam diese Entwicklung zu Stande?
Diese Geschichte ist sehr lang und uninteressant.
In einer Review von den Kollegen vom MOLOKO PLUS steht geschrieben, dass sie Euer Album MFJB als „kaputtproduziert“ empfinden. Wie seht Ihr das? Das „Rauhe“ kann ja durchaus gewollt sein…
Das halten wir für richtig. Sie ist genau so kaputt geworden, wie wir sie haben wollten. Alles weitere hat Georg Kreisler schon gesagt.
Die Platte ist jetzt seit Anfang des Jahres draußen. Doch „nach der Platte“ ist ja immer wieder „vor der Platte“. Wo geht die Reise mit Euch hin? Wie geht’s jetzt weiter?
Jo, nech. Spielen, spielen, spielen so viel es geht. Wir haben viele neue Songs in Arbeit und sobald wir sie für wirklich reif halten gibt es eine neue Platte. Wir lassen uns da gerne von uns selbst überraschen.