Yellow Cap / Plan9

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am 24.10.2003 im Zapata
Meuterei im Tacheles.

Schätzungsweise 250 Leute tummeln sich im Zapata, dem kleinen Café im Erdgeschoss des 1989 besetzten Hauses. Mittlerweile ist die Künstlergemeinde aus dem Tacheles nicht mehr wegzudenken. Genau wie die Damen, die sich die Füße in die Westerntaille stehen, gehört das Künstlerhaus zum Erscheinungsbild der Oranienburger Strasse. Das Café ist gut besucht. Durch die Bevorzugung der Frauen, die einen Euro weniger bezahlen brauchen, kommt es zu einer ausgeglichenen Mischung zwischen Männchen und Weibchen.

In dem Café befinden sich ein paar Monitore, die teilweise in alte Flipperautomaten eingebaut sind. Mit den Rechnern kann der Besucher kostenlos ins Internet gehen. Über der Bar ist ein aus Metall gefertigter Drache montiert, der in unregelmäßigen Abständen Feuer über die tanzende Menge sprüht. In dem hohen Raum sieht man weit oben dicht unter der Decke die DJ`s und Techniker stehen, die ihre eigene Party feiern.

Auf der Bühne stehen Plan9 und erzählen eine Geschichte über einen Gestrandeten, der - auf der Suche nach seiner Liebe - durch die Gegend irrt. Musikalisch wird das ganze untermalt durch akkurate Surfmusik, der - subjektiv gesehen - etwas mehr Abwechslung gut tun würde. Doch den Gästen gefällt es und so erzählen Plan9 aus Berlin ihr Geschichte weiter. Surfmusik à la Pulp Fiction, Ska-Einlagen und zwischendurch wieder ein neues Abenteuer des Gestrandeten. Als sich das Konzert dem Ende neigt, lassen die Musiker sich nicht lange bitten und geben eine Zugabe.

Nun gilt es die Bar zu stürmen. Die Leute regenerieren sich etwas und es wird weiter gesurft, jetzt aber im Internet.

Lange, leider viel zu lange, lassen Yellow Cap auf sich warten. Dann geht’s los. Die Tanzfläche des Tacheles wird nun vollständig ausgenutzt.

Die Leute sind sofort aus dem Häuschen. Erstaunlich individuell zeigen sich die Görlitzer bereits in ihrer Liederwahl. Die Songliste wird nicht wie gewohnt runtergerasselt. Es wird sich Zeit genommen, um experimentelle Musikeinlagen zu präsentieren. Die 9 Musiker machen sowohl live als auch auf ihrem Debutalbum einen souveränen Eindruck. Die 3 Bläser im szeneüblichen Dress bieten Blasmusik vom Feinsten. Der Sänger beweist sehr viel Geschick im Umgang mit seiner Stimme. Die schwungvollen Lieder lassen einen das Scheißwetter vergessen. Außerhalb der Bühne wird getanzt, wo Platz ist. Es hat schon etwas von einer Après-Skiparty. Wie in einem R`n`B Video versuchen zwei Paarungswillige ohne jegliches Rhythmusgefühl auf der Bar zu tanzen und werden auch noch von anderen angefeuert. Wie peinlich! Doch das schadet nicht der Stimmung vor und auf der Bühne. Jetzt springen die Leute hoch in die Luft. Denn mittlerweile spielen Yellow Cap „Mr. Brown.“... Und anscheinend habe nicht nur ich auf das Lied gewartet. Der Song schlägt ein, wie eine Bombe! Die Leute schwitzen, verkippen ihre Biere und verbrennen andere Leute sogar mit ihren Zigaretten. Doch das scheint niemanden zu stören. Es gibt keine Meinungsverschiedenheiten im Publikum, keine Pöbeleien, wie man es bei anderen Konzerten leider immer wieder erleben muss. Bei dem Auftritt von Yellow Cap ist das anders. Es herrscht eine ausgeglichene und trotzdem aufgeheizte Atmosphäre. Die Stimmung befindet sich auf dem Höhepunkt, als die Band zum Abschluss des Abends eine Endlosversion des Klassikers „A Message To You“ bringt. Die Bläser steigen von der Bühne, laufen durch die tanzende Menschenmenge und spielen immer weiter auf ihren Instrumenten. Währendessen animiert der Sänger auf der Bühne das Publikum zum Mitsingen. Immer wieder verlangen die Leute nach weiteren Zugaben und auch die Band möchte gar nicht mehr aufhören. Doch irgendwann geht jedes Konzert mal zu Ende. Für mich steht fest, dass Yellow Cap mit ihrem Auftritt ihre Message 100%ig vermittelt haben.

Autor: Uta