Mein erstes Mal
„Dritte Wahl“ – ja ich habe davon schon einmal gehört. Ist eine Band, Punkrock oder so. Mein Bruder kannte die sofort – klar, schließlich hat er selber eine Punkband.
Jedenfalls habe ich eine Karte für „Dritte Wahl“ geschenkt bekommen und bin am 28. Oktober mit Freunden zu ihrem Konzert gegangen.
Das Astra Kulturhaus in der Revaler Straße in Berlin scheint dafür tatsächlich ein sehr geeigneter Ort. Trotz eines großen Zustroms zum Konzert fühlt man sich nicht eingeengt wenn einem das nicht liegt und man hat Rückzugsorte und kann dennoch das Konzert in vollen Zügen genießen.
Vor der Hauptband spielte zuerst die Hamburger Skapunk-Band Rantanplan auf und rockt für eine gute Stunde die Bühne. Dabei kommen die Besucher bereits ins Schwitzen. Rantanplan springen und hüpfen auf der Bühne rum und verbreiten gute Laune. Die Blechblasinstrumente geben der Band eine besondere Note und sorgen für die gute Stimmung. Ein gelungener Auftritt der Vorband Rantanplan, die man gerne auch mal als Hauptband besuchen kann.
In der kurzen Pause des Bühnenumbaus gehen die Besucher noch einmal schnell nach draußen, entweder um sich mit Getränken zu versorgen oder noch einmal eine Zigarette zu rauchen.
Und dann ist es soweit – „Dritte Wahl“ tritt auf.
Die Lichter gehen aus und plötzlich gehen die „Blitzdingser“ an, die offenbar eine neue Bühnenattraktion sind. Gleichzeitig regnet Glitzerzeugs vom Dach runter. Dies ist allerdings auch für mich bei einem Punkkonzert etwas gewöhnungsbedürfig. Aber na gut, warum nicht.
Na klar fängt „Dritte Wahl“ mit „Geblitzdingst“ in ihr Set ein. Das war erwartbar wenn man sich vorher mit der Tour beschäftigt hat.
Sofort wird klar, dass die Band ein Händchen hat für eine ausgewogene und logische Setlist, die wirklich alle Fans anspricht und alle unterschiedlichen Bandphasen berücksichtigt.
Zwischendurch kommen auch ruhige Songs, die fast schon melancholisch anklingen wie „Stillstehn“ oder „Sirenen“.
Auch diese balladenartigen Songs kommen beim Publikum gut an, ebenso wie die „großen“ Songs wie „Wo ist mein Preis“.
Die Menge kommt immer mehr ins Schwitzen, es dauert nur wenige Minuten, bis die ersten, die direkt an der Bühne stehen auf die Hände gehoben werden. Die Band hat wirklich ein Geschick dafür, ihre Fans zum Feiern zu bringen.
Etwas mulmig wird mit zumute, als die Band „Mainzer Straße“ zum Besten gibt. Kenne ich die Gegend aus anderen Gründen doch sehr gut und kann einiges aus dem Text nachvollziehen, anderes kann ich nicht.
Am Siedepunkt der Stimmung, als der Song „Fliegen“ gespielt wird und wirklich der ganze – ja der ganze – Saal, mich eingeschlossen, den Text
„Aber ich möchte fliegen
Ganz weit oben über´m Meer
Und dann sehe ich all die Scheiße
All die Scheiße
Hier unten gar nicht mehr“
mitsingt.
Der Text trifft einfach die Stimmung von vielen, auch von mir.
Und dann ist Schluss und die Band verlässt die Bühne. Aber nur für kurze Zeit, die Rufe nach „Zugabe“ sind laut und sie kommen noch zweimal auf die Bühne, um schließlich mit dem Song „Danke“ nach 3 ½ Stunden Konzert von zwei Bands abzuschließen und den gelungenen Auftritt zu beenden.
Mein Fazit von meinem ersten Mal „Dritte Wahl“: „Dritte Wahl“ ist für mich erste Wahl als Punkband, als „Scorpions des Punkrock“, wie Gunnar selbst sagt.
Die Ankündigung ab dem Jahr 2017 eine Pause einzulegen und noch nicht sagen zu können, wie es weitergeht, stimmt allerdings etwas traurig.
Andreas Büttner